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Die letzte Oberliga-Doppelrunde der Saison fand am Wochenende in Schwarzkollm statt. Alle Messen waren bereits gelesen. Für Hoyerswerda, Löberitz und Coswig ging es um nichts mehr. Dessau hatte noch akademische Nichtabstiegschancen, an die sie aber wohl selbst kaum glaubten.


Am Samstag ging es gegen die Dessauer. ASP bot einen überlegenen Auftritt, bei dem zwischenzeitlich sogar die Höchststrafe über den Brettern schwebte. Den ersten Sieg lieferte Jiri Lechtynsky, er gewann in der Eröffnung einen Bauern. Die Stellung wurde ins Endspiel abgewickelt. Der Gegner gab mit Minusbauer einfach auf, vermutlich weil er sich die Demonstration solider Endspieltechnik ersparen wollte. Milan Orsag gewann ebenso recht schnell. Im Wolga-Gambit holte sich dessen Gegner den geopferten Bauern zurück, allerdings um den Preis, dass sich alle Leichtfiguren fragil gegenseitig deckten. Milan holte eine Leichtfigur ab, der Gegner gab kurz danach auf. Unorthodoxes Schach bei Ilya Spivak. Dessen Gegner gab eine Figur für die Initiative, weil Ilyas Figuren recht unkoordiniert und teils noch nicht entwickelt waren. Ilya rochierte mutig in den Angriff hinein, konsolidierte danach seine Figuren und verblieb mit Mehrfigur. Robert Böhm erreichte eine komfortable Stellung im Katalanischen mit riesigem Raumvorteil. Der Gegner konnte seine passive Stellung nie richtig konsolidieren und wurde positionell überspielt. Zur Zeitkontrolle stand es damit 4:0 für ASP. Günther Jahnel war der einzige, der in seiner Partie etwas unter Druck stand. Er erreichte ein etwas unkomfortables Endspiel, gewann dann aber Oberwasser und einen Bauern. In Zeitnot viele Ungenauigkeiten auf beiden Seiten, es verblieb ein remises Turmendspiel. Roland Graf kreierte mit Schwarz in einer sehr symmetrischen Position beim Gegner ein paar Felderschwächen und gewann in der Folge einen Bauern. Allerdings verblieb ein Endspiel mit Dame und ungleichfarbigen Läufern mit allen Bauern auf dem Königsflügel. Roland lavierte lange umher, gewann noch einen zweiten Bauern zum Preis des Damentausches. Das Läuferendspiel war nicht zu gewinnen. Klaus-Dieter Kesik spielte mit Weiß ein typisches slawisches Endspiel, in dem früh die Damen auf der b-Linie getauscht werden. Die ganze Partie über übte er konstanten Druck auf die schwarze Stellung aus. Im resultierenden Endspiel mit Läuferpaar gegen Läufer und Springer kam schlussendlich der Durchbruch und Klaus-Dieter kassierte den vollen Punkt. Vardan Hovsepyan war mit Schwarz im Spanier bemüht, frühzeitig ein Ungleichgewicht herzustellen und wählte eine Abwicklung, bei der er Läufer und 2 Bauern für einen Turm bekam. Seine Stellung sah allerdings irgendwie dubios aus, zumindest bei aktivem Spiel des Kontrahenten. Der Gegner übte allerdings keinerlei Druck aus. So gewann Vardan langsam die Oberhand und überspielte seinen Gegner sukzessive am Königsflügel. Der Endstand von 7:1 spricht Bände.

Der Sonntags-Gegner war Löberitz, eine Mannschaft, mit der wir in der Vergangenheit meist Schwierigkeiten hatten. Im Vorjahr gab es etwa eine derbe 2:6 Klatsche. Diesmal jedoch lief es besser. Das Wetter war traumhaft, die Sonne schien, beide Mannschaften waren im Mittelfeld der Tabelle versackt. Daher gab es drei schnelle Remisen an den Brettern 1, 2 und 8. Fünfzehn Züge Maximum ohne große Aufreger. Kurze Zeit später bot auch Vardan Hovsepyan Remis an. Er hatte in einer Französisch-Position zwar einen hübschen Läufer, aber es gab auch keinen wirklichen Hebel, die Stellung zu verbessern. 2:2 also nach nicht allzu langer Spieldauer. Die verbliebenen 4 Partien dagegen wurden allesamt ausgekämpft. Up’s and Down’s bei Klaus-Dieter Kesik. Der Berichterstatter ist kein Experte, ob man sich 3…h6 im Franzosen leisten kann. In der Partie jedenfalls standen irgendwann zwei Läufer auf b1 und c1 und sagten dem schwarzen kurzrochierten König aus der Ferne Hallo. Der Gegner wählte eine Abwicklung mit Turmgewinn für Läufer und Bauer. In der nachträglichen Analyse in der Sonne wurden alternative Fortsetzungen allerdings allesamt Matt. In der Partie gewann Klaus-Dieter dagegen langsam die Initiative. Später klemmte er einen gegnerischen Läufer am Rand ein und hätte ihn entscheidend mit einer langen Königswanderung abholen können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Klaus-Dieter entschied sich dafür, einen Mehrbauern zu nehmen, den der Gegner irgendwann wieder abholte. Danach war es Remis. Der Berichterstatter mal wieder mit einem Rauser-Sizilianer, eine Variante mit einem inzwischen eher suboptimalen Ruf. Die Weltelite spielt sie nur noch bei verzweifelten Gewinnversuchen mit Schwarz in Schlussrunden. Entsprechend übel sah die Stellung nach 15 Zügen aus. Immerhin war es nicht sofort aus, weil der Gegner nicht den Standardplan wählte, sondern die Stellung öffnete. So entstand nur ein schlechteres Endspiel mit Minusbauer. Selbiges spielte sich allerdings gar nicht so schwer. Läuferpaar und aktiver König sicherten am Ende überraschend komfortabel das Remis. Günther Jahnel hatte aus der Eröffnung nicht viel rausgeholt, es entstand eine halbwegs normale Damengambit-Position, die sich irgendwann so transformierte, dass sie wie ein Stonewall aussah. Günther spielte danach ambitioniert, es entstand ein Schwerfiguren-Mittelspiel mit beiderseitigen Chancen. Am Ende gab Schwarz Dauerschach. Viele interessante Abwicklungen in sehr komplizierte Bauern-, Turm- und Damenendspiele blieben damit hinter den Kulissen. Damit stand es nach 7 Remisen Unentschieden und die Partie von Milan Orsag musste die Entscheidung bringen. Dessen Gegner hatte in der Eröffnung ambitioniert einen Bauern gegeben und spielte gegen die entstandenen Felderschwächen. Milan hielt das Gleichgewicht und auch den Mehrbauern. Als Weiß vermutlich ein wenig zu viel wollte, drehte sich das Blatt. Im entstandenen Turm-Läufer-Endspiel musste Milan noch sehr akkurat vorgehen, am Ende verwertete er den Mehrbauern aber sehr sauber und umsichtig und avancierte damit zum Matchwinner, der den 4½:3½ Endstand herstellte.

ASP damit mit dem zweitbesten Saisonergebnis seit dem Wiederaufstieg in die Oberliga 2008. Ich denke, man kann zufrieden sein. Es wird interessant werden zu sehen, ob sich das wiederholen lässt.

Die Saisonbilanzen:

Vardan Hovsepyan                7/11     +3
Robert Böhm                          6/9       +3
Ilya Spivak                              6½/11  +2
Jiri Lechtynsky                       5½/10  +1
Klaus-Dieter Kesik                 6/11     +1
Milan Orsag                            3/6       ±0
Rüdiger Schuh                       ½/1      ±0
Alexander Grohmann            1/2       ±0
Günther Jahnel                      5/11     -1
Roland Graf                           5/11     -1
Sibylle Heyme                        1½/5    -2

Robert Böhm

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