Hoyerswerdas Erste musste am 5. Spieltag bei der Mannschaft der Stunde in Sangerhausen antreten. Um es vorweg zu nehmen, die halbe Mannschaft rennt derzeit der Normalform hinterher. Eine verdiente Niederlage war die Folge.
Fünf der acht ASPler reisten schon am Samstag an und gönnten sich eine Schloss-Übernachtung im mittelalterlichen Ambiente. Die restlichen Drei bevorzugten frühes Aufstehen in der Dunkelheit. Der Wettkampf begann für Hoyerswerda zunächst halbwegs vielversprechend. Ausgangs der Eröffnung sahen einige Stellungen recht ansehnlich aus. Wenig spektakuläres passierte bei Reiner Nestlers Saisondebut an Brett 8. Reiner spulte routiniert sein Pirc-Standard-Setup ab. Der Gegner ließ es eher ruhig angehen. Es wurden früh die Damen getauscht. Das entstandene Endspiel war nie außerhalb der Remisbreite. Jiri Lechtynsky war auf vieles vorbereitet, nur auf Benoni nicht. Drum wählte er eine eher verhaltene Fortsetzung mit dem Nachteil, dass auch nicht viel ging. Schwarz hatte keine Mühe auszugleichen und vermutlich auch nicht den Wunsch nach allzu viel mehr als dem folgerichtigen Remisschluss, 1:1. Ziemlich schnell ging es bei Günther Jahnel. Auch Günther spielte sein Pirc-Standard-Setup, nur das der Weiße ambitionierter vorging. Als Günther die wesentlichen Drohungen parierte, hatte Weiß schon empfindliche Felderschwächen. Einmal kurz nicht hingesehen und schon war es auch vorbei. Sieg nach ca. 23 Zügen, das nennt man quick and dirty, 2:1 für ASP. Das war es dann aber auch schon mit guten Nachrichten. Günthers Zitat, er hätte die restlichen Stellungen lieber nicht gesehen, war eine durchaus treffende Umschreibung der Zustände.
Robert Böhm hatte die Eröffnung verhunzt. Im geschlossenen Katalanen hatte er zunächst noch die richtigen Ideen gezeigt. Eine Nachlässigkeit nach ca. 13 Zügen und die positionellen Schwierigkeiten begannen. Obskure Damenmanöver machten die Sache nicht besser und nach etwa 22 Zügen war die Stellung aufgabereif. Dass sich die Partie noch bis zum 46. Zug hinzog, gehört eher in die Kategorie Insolvenzverschleppung. Immerhin wurde es in beiderseitiger Zeitnot durch halbe Mattdrohungen beinahe vielleicht nochmal spannend. Ausgleich für Sangerhausen. Vardan Hovsepyan hatte einen ruhigen Aufbau gewählt, Katalanisch mit Doppelfianchetto. Irgendwann eine recht ambitionierte Zentrumsöffnung und die Sache wurde zweischneidiger. Im Mittelspiel ging ein Bauer verloren und er kam auch nicht wieder. Das entstandene Springerendspiel mit Minusbauern war eine Sache der Technik. Rüdiger Schuh wählte gegen den Leningrader seines Gegners die Hauptvariante und stand ziemlich gut. Als die Sache kompliziert wurde, fand er sich besser zurecht als sein Widerpart. In Zeitnot dann wieder Drama. Ein ausgelassenes Matt in Zwei. Immerhin noch ein besseres Endspiel. Läuferpaar und Mehrbauer. Da ging was. Dann sah Rüdiger eine Kombination. Zwei Figuren für einen Turm winkten. Zwischenschach übersehen, was zur Folge hat, dass es leider nur eine Figur für den Turm gab. Finito kurze Zeit später. Es ist zum Verzweifeln. Damit stand es 2:4 und der Drops war gelutscht. Klaus-Dieter Kesik’s Pirc sah nach der Eröffnung eher aus wie ein Lb5-Sizilianer mit c-Doppelbauern. Der Gegner spielte ruhig und auf langfristige Vorteile, aber Klaus-Dieter hielt die Balance. Am Ende gab es ein Turmendspiel, was ein bisschen zweischneidig aussah. Vermutlich aber auch nur infolge der Hoffnung auf einen Punkt. Remis am Ende. Roland Graf hatte in einem geschlossenen Sizilianer eigentlich alles was man haben kann. Der Gegner attackierte gegen Rolands Standardplan mutig im Zentrum und die anfangs vielversprechende Stellung drehte sich nach einem Überseher. Es verblieb ein Endspiel mit zwei Minusbauern, in dem Roland noch lange Widerstand leistete. Allerdings vergeblich.
2½:5½ war also der Endstand. Ein Punktgewinn oder mehr war im Grunde nie ernsthaft aktuell, auch wenn mal wieder einige Chancen haarsträubend vergeben wurden. ASP steht damit aktuell auf einem Abstiegsplatz. In der Januar-Doppelrunde steigt gegen Bannewitz damit das erste Must-Win-Duell der Saison. Was für Aussichten…
Robert Böhm