Alle Jahre wieder führte die Oberliga-Auftaktbegegnung ASP I zum Reisepartner nach Coswig. Alle Jahre wieder wird Hoyerswerda ein Platz im Niemandsland der Tabelle vorausgesagt. Da die Liga in dieser Saison jedoch ausgeglichener besetzt ist, war ein Auftaktsieg gegen TuS Coswig ein wünschenswertes Ziel. Der Ausfall von drei der ersten vier Bretter kam daher für Hoyerswerda zu Unzeiten. In der angereisten Aufstellung war ASP dann tatsächlich auch leichter Außenseiter.
Roland Graf spielte seine Weißpartie betont ruhig, sein Gegner verteidigte sich thematisch Damenindisch. Die Partie verflachte relativ rasch und das Remis wurde vereinbart. Besser lief es für Rüdiger Schuh. Mit Schwarz bekam er eine recht vorteilhafte Benoni-Version und schon kurze Zeit später hatte er angenehmes Spiel und vielleicht sogar einigen Vorteil. Allerdings wurde auch hier jäh Remis vereinbart, möglicherweise verpasste Rüdiger die stärksten Fortsetzungen. Hier wäre eventuell mehr drin gewesen. Günther Jahnel bekam mit Weiß gegen eine slawische Hauptvariante nicht viel aus der Eröffnung. Sein Gegner opferte dann wohl einen Bauern und erlangte dafür eine angenehme Initiative, die ihm komfortabel das Remis sicherte. 1½:1½ damit nach etwa drei Stunden. Robert Böhm hatte mit Schwarz in einem geschlossenen Sizilianer relativ komfortabel Ausgleich erlangt. Später jedoch reichten ein, zwei leichte positionelle Fehlentscheidungen und er geriet am Damenflügel unter bösen Druck. In Zeitnot war dann überraschend schnell Schluss, ein Ausweg war nicht mehr zu finden und Coswig ging in Führung. Die erste Oberliga-Niederlage des Berichterstatters nach zweieinhalb Jahren, blöd. Alexander Grohmann saß bei seinem Stammspieler-Debüt in der ersten Mannschaft gleich an Brett 5, wo die Luft schon etwas dünner wird. Er spielte eine Nebenvariante im geschlossenen Sizilianer, bei der sich beide Seiten zunächst thematisch aufbauten. Später gelangte Schwarz dann mit einem Bauern bis nach b3, ein böser Pflock, wie sich noch herausstellen sollte. Um Gegenspiel im Zentrum bemüht, verlor Alexander dann später noch die offene e-Linie, ein Nachteil, von dem er sich nicht mehr erholte. Coswig ging mit diesem Sieg damit 3½:1½ in Führung. Damit war die Messe jedoch noch nicht gelesen, denn ASP stand in den verbliebenen drei Partien chancenreich bis klar besser, so dass sogar die Pessimisten in den Coswiger Reihen auf ein 4½:3½ für ASP tippten. Besonders Klaus-Dieter Kesik hatte riesigen Vorteil, den er sich peu a peu in einer wie üblich komplizierten Stellung herausgespielt hatte. Ein paar Züge vor der Zeitkontrolle, inzwischen mit zwei verbundenen Bauern auf der d- und e-Linie ausgestattet, unterließ er die naheliegende Fortsetzung, einen gegnerischen Bauern zu nehmen, die Stellung zu vereinfachen und die Bauern ins Laufen zu bekommen. Der Gegner opferte einen Turm, leider war das Opfer inkorrekt. Klaus-Dieter war jedoch zeitnotbedingt so perplex, dass er die falsche Fortsetzung wählte und unmittelbar danach aufgegeben musste. Dies bedeutete leider für ASP die spielentscheidende Wende, Coswig hatte damit bereits 4½ Punkte im Körbchen. Ilya Spivak spielte mit Weiß schnell eine recht scharfe Caro-Kann-Variante herunter. Sein Gegner versuchte sich zu konsolidieren, gab einen Bauern auf b7. Ilya nahm ihn mit der Dame und Schwarz bekam etwas Gegenspiel. Damit selbiges nicht verflachte, opferte Schwarz auch noch eine Qualität. Danach war die Stellung sehr zweischneidig. Schwarz mit Minusqualität brachte seine Königsflügelbauern ins Rollen. Ilya verbrauchte nach der Zeitkontrolle fast seine gesamte Zeit um noch Angriffsideen zu generieren und entschied sich dann für die immer vorhandene Dauerschachoption. Die Gefahr, sogar noch auf die Verliererstraße zu geraten, war zu groß. Den einzigen Tagessieg steuerte zum Schluss Sibylle Heyme bei. Ausgangs der Eröffnung positionell unter etwas Druck am Damenflügel konnte sich Sibylle später befreien und erlangte ein leicht gewonnenes Endspiel mit zwei Mehrbauern, was sich der Gegner noch bis zum Matt zeigen ließ. Die letzte Stunde schaute Sibylle häufiger auf die Uhr als aufs Brett, der Zug drohte abzufahren.
Alles in Allem verlor ASP also mit 3:5. Ein 4:4 war auf jeden Fall drin, es mangelte vor allem an der Chancenverwertung. Dass es so ersatzgeschwächt schwer wird, war aber auch klar. Die nächste Doppelrunde in Löberitz wird zeigen, ob Besserung in Sicht ist.
Robert Böhm