Nach 0:6 Mannschaftspunkten aus den ersten drei Runden gab es am vergangenen Wochenende nur eine Losung: gewinnen. Nach dem Motto ‚viel hilft viel‘ wurde der komplette Stammachter herangefahren. Am Samstag gegen VfB Leipzig war die Konstellation klar: eine Must-Win-Begegnung. Sonntag gegen Nickelhütte Aue II war es auf dem Papier schwieriger. Gegen Aue kann man schon mal verlieren (zuletzt zwei Mal 2:6), muss man aber nicht.
Der Kampf gegen Leipzig begann ruhig. Ein schnelles Remis ausgangs der Eröffnung bei Ilya Spivak. Rüdiger Schuh spielte auch nicht sehr viel länger. Vom Gegner im Benoni aggressiv angegangen, konnte Rüdiger die Drohungen parieren. Dem unrochierten König zu Leibe rücken, wollte er nach dem Remisangebot des Gegners aber auch nicht mehr. Ein weiteres Remis ausgangs der Eröffnung an Brett 1. Jaroslav Bures Gegner spielte mit Weiß auf Nummer sicher. Jaroslav hatte sich eher eingeigelt, da sind die Gewinnchancen als Schwarzer eher gering. Remis auch beim Berichterstatter. Nach 12 Zügen mit Schwarz völlig ausgeglichen, fand Robert Böhm danach einige komische, gekünstelte Züge. In der dann schon schwierigen Stellung ging aber immer noch ein Zug. Der Gegner hatte auch nicht die größten Gewinnambitionen und bot mit Remisschaukel in der Hinterhand Remis, was Robert gerne annahm. Zwischenstand 2:2. Die restlichen vier Begegnungen waren schärfer. Vardan Hovsepyan hatte in einer scharfen Najdorf-Variante einen Bauern geopfert. Das Opfer sah jedoch nicht besonders gut aus, nur wenige Züge später war seine Stellung optisch breit. Allerdings geht ja in solchen Stellungen immer Taktik. Der Gegner übersah etwas und Vardan wickelte in ein Endspiel mit Mehrbauern ab, was er anschließend sicher zur 3:2 Führung für ASP verwertete. Der Kippmoment der Begegnung. Klaus-Dieter Kesik hatte Aljechin gespielt. Weiß tauschte früh die Damen, in der Hoffnung, seine Felderschwächen würden nicht leicht auszunutzen zu sein. Waren sie aber. Klaus-Dieter übernahm im Endspiel nach und nach die Oberhand, gewann zwei Bauern und danach bald auch die Partie. Hoyerswerda nach der Zeitkontrolle damit 4:2 vorn. Milan Orsag hatte sich nach zähem Eröffnungsverlauf langsam freigespielt und bekam sukzessive eine leichte Initiative. Im am Ende entstandenen Dame-Turm-Endspiel hatte er einen weit vorgerückten Freibauern. Sein Gegner hatte aber genügend Gegendrohungen zur Neutralisierung und nach einem harten Kampf wurde der Punkt geteilt. Die Partie von Günther Jahnel war damit bedeutungslos. Günther hatte den holländischen Aufbau seines Gegners sehr unorthodox behandelt, was nach einer Weile nicht mehr so gut aussah, so dass Günther in den Verteidigungsmodus umschalten musste. Sein Gegner entwickelte jedoch keine zündenden Ideen mehr und die Partie verflachte in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern, was leicht Remis war. ASP hatte damit knapp mit 5:3 gewonnen und die Pflichtaufgabe trotz einiger Wackler erledigt.
Am Sonntag ging es gegen den Tabellenzweiten aus Aue, die mit einer sehr starken Aufstellung angetreten waren. Allerdings hatte Coswig auch ein 4:4 gegen Aue geholt, so dass ein Mannschaftspunkt als Minimalziel ausgegeben wurde. Alex Grohmann wurde für Rüdiger Schuh an Brett 8 eingewechselt. Er glich mit Schwarz im Stonewall schnell aus und alsbald ging man zur adventlichen Tagesgestaltung über. Milan Orsag brachte ASP früh in Führung. Es entstand eine komplexe Katalanisch-Position, bei der gefühlt alle Leichtfiguren im Zentrum auf engstem Raum agierten. Milan gabelte seinem Gegner eine Qualität weg, wonach sich selbiger den Rest nicht mehr zeigen lassen wollte. Leider ging die Partie von Ilya Spivak kurze Zeit später verloren. Ilya hatte in einer typischen Position im angenommenen Damengambit eigentlich alles im Griff. Als er im Angriffssinne fortsetzte, geriet die Koordination seiner Figuren jedoch in Unordnung, was sein Gegner präzise zum vollen Punkt verwertete. Kurze Zeit später ein Remis bei Klaus-Dieter Kesik, was mal nicht bis König gegen König ausgespielt wurde. Klaus-Dieter hatte nichts aus der Eröffnung rausgeholt. Auf der b-Linie wurden schnell die Damen getauscht und danach geriet die Stellung nicht mehr aus dem Gleichgewicht. 2:2 zur Zeitkontrolle. Jaroslav Bures hatte an Brett 1 mit Weiß in einer typischen kramnikschen „ich will, dass in 18 Zügen gar nichts mehr los ist“ Damengambit-Position noch eine kleine Initiative aus der Stellung rausgepresst und hatte zumindest ein leichtes optisches Übergewicht. Viel mehr allerdings auch nicht. Sein Gegner, mit 4/4 in die Saison gestartet, hielt den Laden leicht zusammen und wickelte in ein remises Turmendspiel ab. An dieser Stelle stand die Begegnung mit 2½:2½ und drei noch laufenden Begegnungen auf des Messers Schneide. Vardan Hovsepyan spielte mit Schwarz Russisch im Caruana-Stil. Vermeintlich nicht viel los trotz entgegengesetzter Rochaden. Ein merkwürdiges Springermanöver an den Rand und ein paar Mal mit der Dame hin und her geschaukelt später, fand er sich jedoch in einem schlechteren Endspiel wieder. Er verlor einen Bauern. Trotzdem schien die Stellung hochgradig haltbar, im Turm-Läufer-Endspiel war die Anzahl der Bauern schon arg reduziert. Vardan tauschte erst die Türme und dann auch noch die Läufer, übersah dann aber ein geschicktes Königsmanöver und das entstandene Bauernendspiel war sofort verloren. Eine sehr unglückliche Niederlage und erneut die matchentscheidende Partie. Der Berichterstatter stellte kurze Zeit später den 3½:3½ Ausgleich her. Sein Gegner hatte sich in der Eröffnung eingeigelt. Mit dem Läufer auf der langen Diagonale hatte Robert Böhm einen schönen Vorteil. Als Schwarz seinen Läufer gegen den weißen Springer tauschte, wurde danach der weiße Positionsvorteil entscheidend. Robert gewann zwei Bauern und das entstehende Turmendspiel war leicht gewonnen. Bei Günther Jahnel ging es damit um alles. Günther hatte eine gewohnt komplexe Pirc-Partie gewählt. Beide Akteure mit hohem Bedenkzeitverbrauch. Als sich in Zeitnot viel abtauschte, baute sich Günther seinen eigenen Läufer ein, der in der Folge verloren ging. Mit Minusfigur musste Günther alles auf eine Karte setzen. Seine Dauerschachidee mit zwei Türmen auf der 2. Reihe funktionierte jedoch nicht, so dass er die Waffen strecken musste. Unter dem Strich die zweite unnötige 3½:4½ Niederlage der Saison.
Weil parallel VfB Leipzig gegen Coswig gewann, verbleibt ASP auf Abstiegsplatz 11. In den direkten Duellen gegen die Konkurrenten GW Dresden und TU Dresden II müssen in der nächsten Doppelrunde daher dringend Punkte her. Frohe Weihnachten an alle.
Robert Böhm