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Am zweiten Adventswochenende reiste die erste Mannschaft zur schweren Doppelrunde ins Erzgebirge, wo Leipzig I und Aue II als Gegner warteten, zwei sehr starke Mannschaften, ASP also in der Außenseiterrolle.


Der Samstags-Kampf gegen Leipzig beginnt mit einem Schwarzremis des Berichterstatters. Es wird die gleiche Damengambit-Variante diskutiert wie vor ein paar Jahren im direkten Duell. Weiß zeigt sich ideenmäßig verbessert, Schwarz aber auch. Insofern ergibt sich eine ausgeglichene Stellung und das Remis ist folgerichtig. Danach folgt schon die match­entschei­dende Niederlage von Klaus-Dieter Kesik. Klaus-Dieter hat in der Eröffnung massig Platz im Zentrum. Schwarz mit einem notgedrungenen Angriff am Königsflügel. Klaus-Dieter attackiert vielversprechend am Damenflügel, Schwarz rochiert in den Angriff hinein. Ein Qualitätsopfer soll den Knockout bringen, leider vertauscht Klaus-Dieter zwei Ideen und statt einem vollen Punkt gibt’s die sofortige Null, bitter, bitter. Nicht viel später der Ausgleich durch Ilya Spivak. Heute auf Krawall gebürstet, nimmt Ilya im Sizilianer einen Doppelbauern auf der c-Linie in Kauf, um dynamisches Angriffsspiel zu generieren. Sein junger Gegner zeigt sich auf der Höhe des Geschehens, belässt den König im Zentrum für gutes Figurenspiel. In einer Stellung mit dynamischem Gleichgewicht übersieht Ilyas Gegner einen taktischen Trick und es ist sofort aus. Ausgleich für ASP. An Brett 8 hat Sibylle Heyme einen der Topscorer der letzten Saison als Gegner, die Stellung ruhig mit geschlossenem Zentrum. Lediglich ein paar Felderschwächen am Damenflügel. Sibylle dann mit merkwürdigem Damenausflug an den Königsflügel, der ein paar Tempi kostet. Weiß nutzt das zum Durchbruch im Zentrum. Sibylles Figuren plötzlich alle auf merkwürdigen Feldern. Weiß wickelt ins Endspiel ab und unter Qualitätsopfer sind die Zentrumsbauern nicht mehr zu stoppen. Leipzig damit wieder in Führung. Jaroslav Bures am Spitzenbrett mit einer komplizierten Sizilianisch-Partie. Im Mittelspiel erlangt Jaroslav guten Druck am Königsflügel, die Stellung sieht vielversprechend aus. Schwarz kontert im Zentrum mit Dauerschachdrohungen und hat immer noch eine rettende Idee übrig. Jaroslav bleibt nichts anderes übrig als ins Remis einzuwilligen. Günther Jahnel bekommt eine ruhige Englisch-Variante serviert. Beide Seiten mit dem Standardplan. Weiß spielt auf Felderschwächen am Damenflügel, Schwarz mit Bauernwalze am Königsflügel. Die Stellung hält sich die Waage. Optisch steht Günther gut, im Endspiel und mit Zeitnot geht es aber nicht mehr weiter, so dass auch hier Remis vereinbart wird. Der Zeitnotrauch ist verzogen, ASP liegt 2½:3½ hinten, zwei Partien laufen noch, es sieht nicht gut aus, aber ein 4:4 ist bei günstigem Verlauf drin. Alexander Grohmann muss dazu seine Stellung remis halten. In der Eröffnung hatte er einen Bauerndurchbruch im Zentrum ausgelassen, die Stellung danach blockiert. Die Leichtfiguren beider Seiten auf komischen Feldern. Mit der Zeit tauscht sich einiges, es geht ins Endspiel, die Stellung sieht nach einer Festung aus. Doch der Eindruck täuscht. Schwarz seelenruhig mit einer Springerwanderung von g6 nach a4 und danach nach d3. Das Zentrum wird aufgehebelt und plötzlich stehen alle schwarzen Figuren richtig und alle weißen falsch. Das entstehende Turmendspiel trägt Schwarz sicher ab. Das Match damit verloren. Die Partie des Tages läuft am längsten. Milan Orsag mit einer seiner komisch anmutenden Sizilianisch-Varianten. Nach 10 Zügen kesselt es im Gebälk, Turmopfer auf f7. Die Partie elektrisiert von hier an alle Kiebitze. Man ist froh, zusehen zu können und das nicht selbst spielen zu müssen. Milan’s König im Zentrum, komische Verteidigungszüge noch und nöcher, aber halt einen Turm mehr. Mehrmals wechselt das Materialverhältnis. Schwere Zeitnot bei Weiß, bei Milan etwas besser, aber nicht viel. In Zeitnot hat Milan zwei Türme gegen Läufer und Springer. Der Angriff rollt nicht mehr, also nimmt Weiß lieber einen Bauern nach dem anderen mit. Zwei Türme und zwei Bauern gegen Läufer, Springer und fünf Bauern. Dann Zugwiederholung mit Remisangebot. Milan muss weiterspielen, der ganze Punkt wird ja gebraucht. Es bleibt kompliziert. Schließlich endet die Partie mit einem schnöden Einsteller und das Leipziger zweite Brett wird für seine bravouröse Attacke mit dem ganzen Punkt belohnt. Endstand damit 2½:5½. Hier war deutlich mehr drin. Wunden lecken bei deftigem Erzgebirgsessen und diversen Bieren.

Sonntag ging es gegen den Tabellenführer und Gastgeber. Ausgangs der Eröffnung zwei schnelle Remisen beim Damenduell an Brett 8 und bei Ilya Spivak. Der Berichterstatter mit Weiß gegen ein tschechisches Nachwuchstalent. Englische Nebenvariante, Robert versucht einen Vorposten auf d5 zu installieren, der Gegner riecht den Braten und tauscht die relevanten Leichtfiguren ab. Der Eröffnungsvorteil danach verflogen. Robert liquidiert die Sache, in dem die ganze Stellung blockiert wird, das dritte Remis. Bei Milan Orsag gibt’s einen Leningrader zu sehen. Milan nimmt den Springer auf e4 und beschert Schwarz ein schönes Zentrum. Der Gegendruck auf der offenen c-Linie reicht jedoch und der Gegner nimmt die Remisofferte an. Zwischenstand 2:2. Heute scheint was drin zu sein. Zwei der vier laufenden Stellungen (Günther Jahnel und Klaus-Dieter Kesik) sehen nach mehr aus. Einstweilen an Brett 7 bei Alexander Grohmann jedoch ein trüber Anblick. Trotz Vorbereitung der auf dem Brett erscheinenden Katalanisch-Variante nach 20 Zügen ein Bauer weniger und eine Dreiviertelstunde weniger Bedenkzeit. Da ist wohl massiv was schief gelaufen. Es werden noch ein paar Züge gemacht, dann fügt sich Alex in das Unvermeidliche. Aue damit 3:2 in Front. Nahezu zeitgleich schon der Ausgleich für ASP. Günther Jahnel hatte im Nimzo-Inder eine relativ symmetrische Stellung erreicht. Beide Läuferpaare gucken von Weitem auf den gegnerischen Königsflügel. Günther mit dem ersten Zugriff, ein Springer nimmt auf h7. Schwarz überlegt lange, macht noch zwei Verteidigungszüge, doch dann ist es auch schon vorbei, Ausgleich zum 3:3, stark gespielt. Zwei Partien laufen noch, wieder droht eine heiße Kiste. Klaus-Dieter Kesik mit Schwarz gegen Trompowski und damit mit Läuferpaar, aber einem Bauern weniger am Damenflügel. Klaus-Dieter will die Stellung öffnen, um das Läuferpaar zu aktivieren, verpasst aber die rechtzeitige Öffnung des Königsflügels. Die Stellung danach blockiert und der vielversprechende Vorteil dahin. Derweil verschlechtert sich auch am Spitzenbrett die Lage. Jaroslav Bures wird in einer ruhigen Slawisch-Position peu a peu ausgespielt. Erst mit einem Doppelbauern auf f7 und f6 versehen. Dann wird das Zentrum geöffnet, die Leichtfiguren getauscht. In einer Stellung mit Damen und zwei Türmen geht auch noch auf a7 ein Bauer flöten. Jaroslav versucht, aktiv dagegen zu halten, doch sein Gegner pariert die Drohungen mit einer Serie sehr starker Verteidigungszüge. Es geht noch ein zweiter Bauer weg und die Partie landet im Turmendspiel. Alle Hoffnungen der Hoyerswerdaer gehen langsam dahin, die 3½:4½ Niederlage steht mehr als deutlich auf den Brettern. Doch dieses Mal ist der Dusel eindeutig auf Lausitzer Seite. In dem Turmendspiel mit zwei Minusbauern entkorkt Jaroslav eine fiese kleine Pattfalle, in die der Gegner auch prompt, sicherlich etwas leichtfertig, hineintappt. Er hat keine Wahl mehr, der Freibauer geht flöten. Die Kiebitze schöpfen Hoffnung, es sind immer noch zwei Bauern gegen einen, die einen sagen, es ist Remis, die anderen, es ist schwierig. Doch das Pattmotiv ist noch immer auf dem Brett. Jaroslav‘s dezentes Lächeln wird sukzessive zu einem breiten Grinsen. Er muss aufstehen, um in Ruhe in der Ecke kichern zu können. Das Konterfei des Gegners dagegen mit einer Mischung aus Entsetzen, Frustration und Selbsthass. Er hat keine Wahl, Turmtausch als einzige Möglichkeit. Im Bauernendspiel zwei gegen eins hat Jaroslav die Opposition und sich somit das Remis ergaunert. Die Kiebitze nun völlig elektrisiert. Geht hier etwa noch mehr? Klaus-Dieter Kesik hat inzwischen die Damen getauscht. Sieben Bauern noch auf dem Brett. Läuferpaar gegen Läufer und Springer. Ein Hebel zur Öffnung der Stellung muss her. Doch sein Gegner agiert umsichtig, alle Einbruchsfelder sind gedeckt. Opfervarianten zur Öffnung der Stellung funktionieren auch nicht, also Remis. 4:4 demnach, definitiv ein Punktgewinn und kein Punktverlust.

ASP damit zu Weihnachten auf Platz 10. Der Abstiegsplatz ist nah, viele schwere Gegner allerdings auch schon weg. Wenn die direkten Duelle unten gewonnen werden, sollte eigentlich nichts anbrennen.

Robert Böhm

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